Kultur und Gesellschaft: Unterschied zwischen den Versionen

K (Kultur und Gesellschaft)
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Mit der sog.en kulturalistischen Wende in den Geistes- und Sozialwissenschaften, an der in prominenter Weise die [[Kultursoziologie]] und die sich neu formierenden [[Kulturwissenschaft|Kulturwissenschaften]] beteiligt waren, setzt sich neben der Erkenntnis, dass nicht nur ökonomische, sondern auch kulturelle Faktoren einen bestimmenden Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben können, auch ein offener, unbestimmter K.-Begriff durch, der [[Kultur]] nicht mehr wie zur Hochzeit der bürgerlichen K. im 19.&nbsp;Jh. auf die Hoch-K. repräsentativer Eliten verengt, sondern auch kulturindustrielle Produkte der Massen-, Jugend- und [[Populärkultur]] in ihrer jeweiligen Eigendynamik miteinschließt und deren Eigenwert betont. [[Kulturpolitik]] und Konzeptionen [[Kulturelle Bildung|kultureller Bildung]] unterstützen diesen Öffnungsprozess spätestens seit Mitte der 70er Jahre des 20.&nbsp;Jh. K. wird jetzt nicht mehr beschränkt auf [[Kunst]], [[Musik]], [[Literatur]], {{ #staatslexikon_articlemissing: Theater | Theater }}, [[Museum|Museen]], [[Bibliotheken]] und [[Denkmal|Denkmale]], sondern schließt nun auch [[Medien]] wie [[Hörfunk]], [[Fernsehen]], [[Film]] bis hin zu den neuen digitalen Medien ([[Digitalisierung]]) und ihre Produktionen mit ein. Darüber hinaus wird der K.-Begriff auf andere gesellschaftliche Teilsysteme ausgeweitet, so dass inzwischen sogar von [[Politische Kultur|politischer K.]], {{ #staatslexikon_articlemissing: Unternehmens-K. | Unternehmenskultur }}, einer K. des {{ #staatslexikon_articlemissing: Sports | Sport }}, der {{ #staatslexikon_articlemissing: Wirtschaft | Wirtschaft }} und des [[Recht|Rechts]] u.&nbsp;a. mehr gesprochen wird. Selbst [[Philosophie]], {{ #staatslexikon_articlemissing: Weltanschauung | Weltanschauung }} und [[Religion]] werden heute unter einem offenen K.-Begriff subsumiert, der sich damit zu einem Sammelbegriff für alles das, was der Mensch in Auseinandersetzung mit der Natur, sich selbst und seinesgleichen an Objektivem schafft, entwickelt. Ob diese extensive Ausweitung des K.-Begriffs, neue Einsichten in die bes. Wirkweise kultureller Faktoren auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse zu stimulieren vermag, wird sich erst noch erweisen müssen.
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Mit der sog.en kulturalistischen Wende in den Geistes- und Sozialwissenschaften, an der in prominenter Weise die [[Kultursoziologie]] und die sich neu formierenden [[Kulturwissenschaft|Kulturwissenschaften]] beteiligt waren, setzt sich neben der Erkenntnis, dass nicht nur ökonomische, sondern auch kulturelle Faktoren einen bestimmenden Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben können, auch ein offener, unbestimmter K.-Begriff durch, der [[Kultur]] nicht mehr wie zur Hochzeit der bürgerlichen K. im 19.&nbsp;Jh. auf die Hoch-K. repräsentativer Eliten verengt, sondern auch kulturindustrielle Produkte der Massen-, Jugend- und [[Populärkultur]] in ihrer jeweiligen Eigendynamik miteinschließt und deren Eigenwert betont. [[Kulturpolitik]] und Konzeptionen [[Kulturelle Bildung|kultureller Bildung]] unterstützen diesen Öffnungsprozess spätestens seit Mitte der 70er Jahre des 20.&nbsp;Jh. K. wird jetzt nicht mehr beschränkt auf [[Kunst]], [[Musik]], [[Literatur]], [[Theater]], [[Museum|Museen]], [[Bibliotheken]] und [[Denkmal|Denkmale]], sondern schließt nun auch [[Medien]] wie [[Hörfunk]], [[Fernsehen]], [[Film]] bis hin zu den neuen digitalen Medien ([[Digitalisierung]]) und ihre Produktionen mit ein. Darüber hinaus wird der K.-Begriff auf andere gesellschaftliche Teilsysteme ausgeweitet, so dass inzwischen sogar von [[Politische Kultur|politischer K.]], [[Unternehmenskultur|Unternehmens-K.]], einer K. des [[Sport|Sports]], der [[Wirtschaft]] und des [[Recht|Rechts]] u.&nbsp;a. mehr gesprochen wird. Selbst [[Philosophie]], [[Weltanschauung]] und [[Religion]] werden heute unter einem offenen K.-Begriff subsumiert, der sich damit zu einem Sammelbegriff für alles das, was der Mensch in Auseinandersetzung mit der Natur, sich selbst und seinesgleichen an Objektivem schafft, entwickelt. Ob diese extensive Ausweitung des K.-Begriffs, neue Einsichten in die bes. Wirkweise kultureller Faktoren auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse zu stimulieren vermag, wird sich erst noch erweisen müssen.
 
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W. Gebhardt: Kultur und Gesellschaft, Version 04.01.2021, 09:00 Uhr, in: Staatslexikon<sup>8</sup> online, URL: {{fullurl:Kultur und Gesellschaft}} (abgerufen: {{CURRENTDAY2}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}})
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W. Gebhardt: Kultur und Gesellschaft, Version 08.06.2022, 09:10 Uhr, in: Staatslexikon<sup>8</sup> online, URL: {{fullurl:Kultur und Gesellschaft}} (abgerufen: {{CURRENTDAY2}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}})
 
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Version vom 8. Juni 2022, 09:16 Uhr

Mit der sog.en kulturalistischen Wende in den Geistes- und Sozialwissenschaften, an der in prominenter Weise die Kultursoziologie und die sich neu formierenden Kulturwissenschaften beteiligt waren, setzt sich neben der Erkenntnis, dass nicht nur ökonomische, sondern auch kulturelle Faktoren einen bestimmenden Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben können, auch ein offener, unbestimmter K.-Begriff durch, der Kultur nicht mehr wie zur Hochzeit der bürgerlichen K. im 19. Jh. auf die Hoch-K. repräsentativer Eliten verengt, sondern auch kulturindustrielle Produkte der Massen-, Jugend- und Populärkultur in ihrer jeweiligen Eigendynamik miteinschließt und deren Eigenwert betont. Kulturpolitik und Konzeptionen kultureller Bildung unterstützen diesen Öffnungsprozess spätestens seit Mitte der 70er Jahre des 20. Jh. K. wird jetzt nicht mehr beschränkt auf Kunst, Musik, Literatur, Theater, Museen, Bibliotheken und Denkmale, sondern schließt nun auch Medien wie Hörfunk, Fernsehen, Film bis hin zu den neuen digitalen Medien (Digitalisierung) und ihre Produktionen mit ein. Darüber hinaus wird der K.-Begriff auf andere gesellschaftliche Teilsysteme ausgeweitet, so dass inzwischen sogar von politischer K., Unternehmens-K., einer K. des Sports, der Wirtschaft und des Rechts u. a. mehr gesprochen wird. Selbst Philosophie, Weltanschauung und Religion werden heute unter einem offenen K.-Begriff subsumiert, der sich damit zu einem Sammelbegriff für alles das, was der Mensch in Auseinandersetzung mit der Natur, sich selbst und seinesgleichen an Objektivem schafft, entwickelt. Ob diese extensive Ausweitung des K.-Begriffs, neue Einsichten in die bes. Wirkweise kultureller Faktoren auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse zu stimulieren vermag, wird sich erst noch erweisen müssen.