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Version vom 14. November 2022, 05:56 Uhr
1. Begriffsbestimmung und inhaltliche Einordnung
Der Begriff H. im weiteren Sinne (lateinisch commercium, englisch commerce) bezeichnet den kommerziellen Austausch von Waren oder Dienstleistungen zwischen Haushalten oder Unternehmen. Der Bereich des H. wird aus volkswirtschaftlicher Sicht dem tertiären Wirtschaftssektor, dem sog.en Dienstleistungssektor, zugeordnet. Weitere Dienstleistungsgewerbe sind Bank- und Versicherungswesen, Verkehr, Tourismus, Information und Kommunikation, Unterhaltung und Kunst, das Leistungsangebot freier Berufe, wie bspw. der Ärzte, Rechtsanwälte, Unternehmens- und Steuerberater sowie Bereiche des öffentlichen Dienstes.
In einer historischen Betrachtung ist festzustellen, dass mit zunehmendem Wohlstand einer Volkswirtschaft ein Bedeutungsgewinn des tertiären Sektors einhergeht. Insb. die zunehmende internationale Verflechtung von Märkten und die stetige Vernetzung von Wirtschaftssubjekten mittels moderner Informations- und Telekommunikationstechnologien unterstützen das Wachstum des Dienstleistungssektors – und damit die Bedeutung des H. – anhaltend.
Der Begriff H. kann in verschiedener Hinsicht Verwendung finden. H. im funktionellen Sinn bedeutet, Verteilungsunterschiede zwischen verschiedenen Märkten zu nivellieren. Somit dient der H. in volkswirtschaftlicher Sicht der Austauschversorgung zwischen Produktion und Konsumption (Konsum) von Waren oder Dienstleistungen durch die Herbeiführung eines Ausgleiches zwischen räumlichen und zeitlichen Unterschieden in der Angebots- und Nachfragesituation.
Unternehmen, deren hauptsächliche Tätigkeit in der Beschaffung und Weiterveräußerung von Waren oder Dienstleistungen besteht, werden im institutionellen Sinn als H.s-Gewerbe bezeichnet. H.s-Gewerbe ist jeder Gewerbebetrieb, es sei denn, das Unternehmen erfordert nach Art oder Umfang keinen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb.
Charakteristisch für H.s-Gewerbe ist, dass die H.s-Güter nur begrenzt verändert oder weiterverarbeitet werden. I. d. R. beschränken sich derartige Veränderungen auf Verpackungen, Bezeichnungen oder Sortimentsanordnungen. H.s-Gewerbe, die ihre H.s-Aktivität in erster Linie auf andere Gewerbetreibende ausrichten, werden als Groß-H. bezeichnet. H.s-Gewerbe, die direkt an Letztverbraucher verkaufen, werden unter dem Begriff Einzel-H. subsumiert (in der Schweiz auch bezeichnet als Detail-H.).
Im Hinblick auf den räumlichen Aktionsradius des H.s kann zwischen Binnen-H. und Außen-H. unterschieden werden. Binnen-H. umfasst H.s-Aktivitäten zwischen H.s-Partnern innerhalb von Zoll-und Landesgrenzen. Im Gegensatz hierzu ist Außen-H. grenzüberschreitender H.s-Verkehr. Der Außen-H. kann ferner in Import-H. sowie Export-H. unterschieden werden. Import-H. ist die Verbringung von ausländischen Waren oder Dienstleistungen ins Inland. Deren Durchleitung vom Ausland über das Landesgebiet in weitere Auslandsmärkte wird als Transit-H. bezeichnet. In Bezug auf den Transportweg kann zwischen H., der sich auf Landgebiet vollzieht, Land-H., sowie H. mit Hilfe von Schifffahrt, See-H., unterschieden werden. Beim Export-H. werden heimische Waren oder Dienstleistungen an Geschäftspartner im Ausland verkauft. Im Gegensatz zum Binnen-H. sind im Außen-H. spezifische Aspekte in der Abwicklung von H.s-Geschäften zu berücksichtigen. Hierzu zählen gesetzliche Auflagen mit direkter oder indirekter Beeinflussung des H.s-Flusses (bspw. Importquoten, Importzölle, Einfuhrrestriktionen sowie weitere handelspolitische Barrieren), die Handhabung unterschiedlicher Währungen im Zahlungsverkehr (insb. Wechselkursrisiken), die Regelung von handelsvertraglichen Aspekten zwischen unterschiedlichen Rechtssystemen und -vorschriften (u. a. Gewährleistungs- und Verbraucherschutzgesetze) sowie der Umgang mit unterschiedlichen Kulturkreisen und damit möglicherweise verbundenen Notwendigkeiten zur Adaption und Lokalisierung des angebotenen Waren- und Dienstleistungsprogramms.
Bzgl. der angebotenen Güter ist der Waren- oder auch Produkt-H. vom Dienstleistungs-H. zu unterscheiden. Im Bereich des Dienstleistungs-H. finden sich Leistungsangebote ohne Grenzübertritt (bspw. Logistikdienstleistungen, Dienstleistungsaustausch) sowie mit Grenzübertritt (bspw. Tourismusdienstleistungen, Bildungsdienstleistungen). Im Zuge der Internationalisierung und Vernetzung von Gütermärkten ist vermehrt eine Verknüpfung von Produkt- und Dienstleistungs-H. festzustellen. Beispiele sind die Integration von Finanzierung, Transport, Versicherung, Montage und Wartung von Produktangeboten des H.s.
Hinsichtlich der zeitlichen Ausrichtung des H.s-Gewerbes kann zwischen Bedarfs-H. und Spekulations-H. unterschieden werden. Der Bedarfs-H. zielt darauf ab, die aktuelle Nachfrage zu befriedigen. H.s-Gewerbe treten hier als Absatzmittler auf, die Waren oder Dienstleistungen räumlich, zeitlich sowie mengenmäßig derart distribuieren, dass marktseitige Überschüsse und Mängel minimiert oder vollständig ausgeglichen werden können. Die Folge einer intensiven Distribution von H.s-Waren ist eine art-, mengen- und qualitätsbezogene Nivellierung von Sortimenten innerhalb der Zielmärkte mitsamt einer gleichmäßigeren Verteilung und Anpassung örtlicher Marktpreise. Im Gegensatz zum Bedarfs-H. basiert Spekulations-H. nicht auf konkretem, aktuellen Bedarf, sondern auf Erwartungen hinsichtlich einer zukünftigen Marktentwicklung. Spekulations-H. ist regelmäßig risikobehaftet und nur innerhalb geordneter, transparenter und allg. zugänglicher Marktprozesse mittelfristig abbildbar. Gerade bei spekulativen H.s-Geschäften kommt der Frage der unternehmerischen Verantwortung und der damit verbundenen finanziellen, persönlichen Unternehmerhaftung gesteigerte Bedeutung zu.
Zuletzt kann mit Blick auf die Umsetzung der H.s-Aktivitäten Eigen-H. und Fremd–, bzw. Kommissions-H. unterschieden werden. Beim Eigen-H. erfolgt der H. auf eigene Rechnung, d. h. das H.s-Gewerbe kauft Waren oder Dienstleistungen selber ein, um sie nachfolgend weiter zu veräußern. Beim Fremd-H. oder auch Kommissions-H. erfolgt die Geschäftsbesorgung auf eigenen Namen, jedoch auf fremde Rechnung. Weitere Formen der H.s-Gestaltung bestehen in der Form des H.s-Agenten sowie des H.s-Maklers. H.s-Agenten kaufen Waren oder Dienstleistungen in fremdem Namen und auf fremde Rechnung. H.s-Makler hingegen beschränken ihr Tun auf die bloße Vermittlung von einzelnen H.s-Geschäften. Bei erfolgreichem Zustandekommen eines solchen Geschäftes erhält der H.s-Makler eine Vermittlungsprovision oder Beteiligung für seine Dienstleistung.
2. Historische Entwicklung
Frühzeitliche Funde belegen, dass bereits die Menschen in der Frühgeschichte und Steinzeit H. betrieben, wenn auch überwiegend in lokal begrenztem Ausmaß. Schon hierbei diente der H. dem Austausch von Gütern, der als Tausch-H. vollzogen wurde. Mit der Erfindung von Zwischentauschmitteln (Warengeld) verbreitete sich der H. immer weiter. Durch den über Geld vermittelten H. zeigte sich, dass die Austauschversorgung mit knappen Gütern die wirtschaftliche Situation aller Beteiligten mehrheitlich verbessern kann. Somit hat H. eine tragende Rolle bei der Erzeugung ökonomischen Wohlstandes. Die historische Entwicklung des H.s ist seit jeher eng mit der politischen, wie gesamtgesellschaftlichen Situation verbunden. Das Ausprägungsniveau des H.s spiegelt auch den zivilisatorischen Entwicklungsstand einer Gesellschaft und Volkswirtschaft, ihre Leistungsfähigkeit, Pluralität, wie auch Offenheit wider.
Erfolgreicher H. basiert überdies auf der Verfügbarkeit von logistischer Infrastruktur für die Abwicklung von Austauschprozessen. In Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit dominierte der Austausch von physischen Waren den H. Somit hatten Transportmittel und Transportweg erfolgskritische Bedeutung für die Abwicklung von H.s-Geschäften. In Küstenregionen oder an zentralen H.s-Routen gelegene Städte und Regionen stiegen hierdurch erfolgreich zu H.s-Zentren auf. Als erste große H.s-Macht der Antike gilt Mesopotamien, dessen H.s-Verkehr sich bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. von der Ostsee bis ins pakistanische Indus-Tal erstreckte. Als Bindeglied zwischen Orient und Abendland entwickelte sich daraufhin der Mittelmeerraum zu einem bedeutenden Raum für See-H. Bes. Erfolge im H. erzielten hierbei die Phönizier und Griechen, die ihrerseits eine Vielzahl von H.s-Kolonien gründeten und erkannten, dass H. ertragreicher als Landwirtschaft ist. Auf dieser Erkenntnis gründet auch der Erfolg der Kaufmannsdynastien im Mittelalter (u. a. Fugger, Medici, Welser, Tucher), die über weite Strecken See- und Land-H. betrieben. Mit dem Aufschwung des H.s entstand das Bankwesen (Banken) (u. a. in Form der Vorfinanzierung von See- und Land-H.) sowie das Zollwesen (Zoll).
Im Mittelalter entwickelte sich der Fern-H. in Westeuropa, insb. der See-H. im Tyrrhenischen Meer sowie in der Ost- und Nordsee. In Nordeuropa dominierten die in Skandinavien ansässigen Wikinger den Seeverkehr, vielfach durch Raubzüge, zunehmend aber auch durch den H. verschiedener Waren (u. a. Pelze, Sklaven, Gewürze und Stoffe), der von England über Nord- und Osteuropa bis nach Byzanz reichte.
Mitte des 14. Jh. kam es zur Gründung der Hanse, eines Zusammenschlusses norddeutscher Kaufleute. Die Hanse entwickelte sich im Hochmittelalter zu einem bedeutendem H.s-Netzwerk, das seinerseits annähernd 300 See- und Binnenstädte (Hansestädte) miteinander verband. Mit der Entdeckung neuer See-H.s-Routen, z. B. nach Amerika, kam es zu einer Verlagerung der H.s-Aktivitäten auf außereuropäische Märkte. Durch das Erstarken des Übersee-H.s verlor der europäische Land- und See-H. an Bedeutung – und mit ihm, die regional operierende Hanse.
Mit dem Aufkommen des Merkantilismus gegen Ende des 16. Jh. gewannen die Kolonien (Kolonialismus) der europäischen Nationen an Bedeutung für die Versorgung des internationalen H.s mit Rohstoffen, aber auch Sklaven. In dieser Phase konzentrierte sich der H. auf den Ausbau des Außen-H.s und die Erzielung einer positiven H.s-Bilanz, um durch die damit erzielten Einnahmen die Geldmenge und damit den Einfluss des nationalen Herrscherhauses absichern zu können. Zur Erhöhung des H.s-Bilanzüberschusses zielte die Wirtschaftspolitik darauf ab, den Import möglichst auf Rohstoffe zu begrenzen und zugl. durch den Export von Fertigwaren die heimische Produktion zu fördern. In diesem Zusammenhang sollte die Abwicklung des Außen-H.s über inländische Kaufleute organisiert werden.
Der internationale Frei-H. entwickelte sich im Zuge der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jh. Während die H.s-Politik vieler europäischer Nationen, insb. im Warenverkehr mit den eigenen Kolonien noch merkantilistische Züge aufwies, gewann der Außen-H. aufgrund der enormen Steigerungsraten der inländischen, industriellen Produktion an Attraktivität. Im Gegenzug zum merkantilistisch geprägten Warenverkehr, der durch wiederkehrende wirtschaftspolitische Eingriffe (bspw. Ein- und Ausfuhrbeschränkungen/-verbote, Import- und Exportzölle) von Seiten der beteiligten H.s-Staaten beeinträchtigt wurde, verfolgt die Idee des Frei-H.s das Ziel eines Austausches von Produkten und Dienstleistungen ohne jegliche Form handelspolitischer Beeinträchtigung. Somit kam es im Zuge des Erstarkens der Frei-H.s-Bewegung ab Mitte des 19. Jh. zur Senkung oder auch Aufhebung von Importzöllen sowie zur Schaffung zollfreier Marktregionen.
Technologische Weiterentwicklungen in der Warenlogistik, insb. im Schienenverkehr, in der Schifffahrt sowie im Bereich der Luftfahrt haben die Transportkosten des H.s stetig gesenkt und somit die Erhöhung von Frachtmengen im Verlauf der Jahrzehnte kontinuierlich befördert.
Die beiden Weltkriege und Wirtschaftskrisen (Krise/Weltwirtschaftskrisen) des 20. Jh. führten zu tiefgreifenden, aber kurzfristigen Beeinträchtigungen der weltweiten H.s-Aktivitäten. Aktuell trägt der H., national wie international, maßgeblich zum Wohlstand, aber auch zum kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Ländern bei.
In einer Zusammenschau der historischen Entwicklung des H.s ist festzustellen, dass sich der Warenaustausch in Abhängigkeit wiederkehrender Parameter gestaltet. Als wesentliche Triebkräfte zur Entfaltung und Fortentwicklung von H. gelten Distributionsunterschiede von Waren und Dienstleistungen zwischen Märkten, die Existenz von Kostenvorteilen (Arbitrage) sowie zuletzt und Anbieter und Nachfrager.
Als grundsätzliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung eines leistungsfähigen H.s gelten weiterhin: Stabile politische Verhältnisse, eine hinreichende wirtschaftliche Kaufkraft der Marktteilnehmer, wie auch die Verteilungsgerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft insgesamt. Ferner beeinflussen soziokulturelle Aspekte des Bedarfskonsums, der Grad technologischer Innovation, die Existenz eines rechtlichen Rahmens zur Abwicklung von H.s-Geschäften unter Rechtssicherheit sowie zunehmend Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit von Produktion und Konsumption die Möglichkeiten zur Entwicklung und Ausgestaltung des H.s insgesamt. Ausgangsbasis für jegliche Form des H.s ist die Ressourcenausstattung eines Landes. Während traditionell Bodenschätze (bspw. Rohstoffe, Edelmetalle, landwirtschaftliche Güter) Grundlage des H.s waren, gewinnen neuerdings immaterielle Aspekte, wie bspw. das Bildungsniveau, die damit einhergehende Innovationskraft sowie die kommunikationstechnologische Infrastruktur an Bedeutung (bspw. geographische Verbreitung von Highspeed Internet, Technologie-Cluster im IT-Umfeld).
3. Volkswirtschaftliche Bedeutung und strukturelle Entwicklung
Binnen- und Außen-H. haben große Bedeutung für eine Volkswirtschaft. Seit Mitte des 19. Jh. wächst der Anteil des H.s am BSP der europäischen Länder. Die Summe von Exporten und Importen weltweit beträgt mittlerweile mehr als die Hälfte ihrer Gesamtproduktion.
Durch die Erweiterung von Absatzmärkten eröffnen sich für international agierende Anbieter auf produktionstechnischer Ebene Möglichkeiten zur Ausnutzung von Skaleneffekten und zur Realisierung von Kostenvorteilen. Gleichzeitig führt die Öffnung und Verbindung von Märkten zu intensiviertem Wettbewerb und einer schrittweisen Verbesserung des verfügbaren Leistungsangebotes aus Sicht der Nachfrager.
H. initiiert Innovation und die Verbreitung technischer Neuerungen. Vor diesem Hintergrund verbinden sich mit der Internationalisierung von Absatzmärkten weitergehende Investitionsentscheidungen, die ihrerseits auch dazu geeignet erscheinen, langfristig das BIP der betroffenen Zielmärkte zu verbessern. In Summe kann Außen-H. eine Steigerung inländischer Produktivität, die Schaffung von Arbeitsplätzen, erhöhte Innovationstätigkeit sowie wachsende Investition mit sich bringen und somit zu wirtschaftlicher Prosperität im Inland insgesamt beitragen.
Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht übernimmt der H. eine zentrale Funktion zwischen Produktion und Konsumption. Die Kern-Aufgaben des H.s sind Distribution, Zusammenstellung von Sortimenten, Information und Beratung, Durchführung finanzieller Transaktionen sowie Bereitstellung von Verbund-Dienstleistungen.
In einer strukturellen Perspektive ist festzustellen, dass der H. v. a. durch die fortgesetzte Verflechtung von Beschaffungs- und Absatzmärkten, insb. auf Basis von Telekommunikationstechnologie und Internet-H. (E-Commerce), einem tiefgreifenden Wandel ausgesetzt ist. In weiten Teilen des H.s finden seit Jahren massive Konzentrationsprozesse statt. Beispiele für diese Entwicklung finden sich vielerorts insb. im H. mit Nahrungsmitteln, Sportwaren, Verlagserzeugnissen, Spielwaren, Kommunikations- und Informationstechnik sowie sonstigen Haushaltswaren. In diesen Märkten dominieren häufig große H.s-Unternehmen den Absatz, während kleinere Fach-H.s-Betriebe zusehends vom Markt verschwinden.
Mit der Verbreitung von Informations- und Telekommunikationstechnologie entwickelt sich der Internet-H., der mit einer Vielzahl großer, aber auch kleinerer, virtueller Webshops den stationären H. vielerorts verdrängt. Aus Sicht der Verbraucher bietet der Internet-H. große Vorteile gegenüber dem stationären H. Diese sind v. a.: Äußerst breite und tiefe Sortimente virtueller Warenkataloge (sog.e Long Tail-Sortimente), vergleichsweise schnelle und kostengünstige Logistik-Distribution, einfache und unkomplizierte Formen der Finanzierung und Bezahlung sowie eine Software-basierte Konsumentenbedarfsanalyse, durch die ihrerseits aus Kundensicht attraktive Waren- und Dienstleistungsempfehlungen resultieren. Somit verlagern sich die Bedeutungsanteile des H.s vom Residenz-, Domizil-, und Treff-H. zum Distanz-H., der seinerseits schrittweise Marktanteile auf Kosten traditioneller Kontaktformen im H. gewinnt.
Die digitale Transformation des H.s ist eine wachsende unternehmerische Herausforderung für klassische Offline-Gewerbe, die inhaltlich eine Erweiterung der H.s-Funktion um elektronisches Marketing und gleichzeitig eine Verschlankung von Unternehmensleistungen durch Auslagerung traditioneller Funktionen (Transport, Bezahlung) an spezialisierte Dienstleistungsgewerbe bedeutet.
Literatur
United Nations Department of Economic and Social Affairs: World Economic Situation and Prospects 2017, 2017 • F. Giovanni/A. Tena-Junguito: A Tale of two Globalizations: Gains from Trade and Openness 1800–2010, 2016 • G. Heinemann, Gerrit: Der neue Online-Handel, 72016 • StBA: Statistisches Jahrbuch 2015, Deutschland und Internationales, 2016 • G. Wöhe/U. Döring/G. Brösel: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 262016 • K. Barth/M. Hartmann/H. Schröder: Betriebswirtschaftslehre des Handels, 2015 • C. Büter: Außenhandel, 32013 • P. Dollinger: Die Hanse, 62012 • H. Schröder: Handelsmarketing. Strategien und Instrumente für den stationären Einzelhandel und für Online-Shops, 2012 • H. Ott/J. Zentes/T. Schüz: Handel, in: StL, Bd. 2, 71986, 1178–1185 • E. Speck: Handelsgeschichte des Altertums, 3 Bde., 1900–1906 • o. V.: Handel, in: Bibliographisches Institut (Hg.): Meyers Konversationslexikon, Bd. 8, 51897, 288–293.
Empfohlene Zitierweise
K. Saldsieder, N. Saldsieder: Handel, Version 08.06.2022, 09:10 Uhr, in: Staatslexikon8 online, URL: https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Handel (abgerufen: 01.11.2024)