Kosten-Nutzen-Analyse (KNA): Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die Abwägung der Kosten und Nutzen eines Projektes erfordert die Kenntnis aller relevanten Eigenschaften, die diesem Projekt zugrunde liegen. Diese Eigenschaften können sowohl finanziellen, politischen, sozialen als auch technischen Ursprungs sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um direkte oder indirekte Effekte handelt. Auch die Tangibilität, also die Unterscheidung in monetäre und nicht monetäre Effekte, sollte keinen Einfluss auf die Beurteilung haben. Ausgehend von der Gesamtheit an Eigenschaften müssen diese entweder den Kosten oder Nutzen des Projekts zugeordnet werden. Zudem müssen intangible Effekte monetarisiert werden, um die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Eigenschaften zu gewährleisten. Eine Monetarisierung nicht-marktgängiger Güter kann mittels Befragung, Bewertung über substitutive Marktgüter, Kostenersparnisse, komplementäre Eigenleistungen, Wertänderungen von Besitzrechten oder über Marktpreise schadenskompensierender Güter geschätzt werden. Neben der monetären Vergleichbarkeit spielt auch die zeitliche Komponente eine entscheidende Rolle. Während die Kosten eines Projektes oftmals in der nahen Zukunft anfallen, verteilt sich der entstehende Nutzen über einen längeren Zeitraum. Aus diesem Grund wird die Vergleichbarkeit von Effekten zu unterschiedlichen Zeitpunkten mittels Diskontierung sichergestellt. Die verwendete Diskontrate sollte die Opportunitätskosten des Kapitals widerspiegeln. Die Rendite des besten Alternativprojekts kann in diesem Fall als Schätzwert dienen. Der Gegenwartswert der Differenz aus monetarisierten Nutzen und Kosten wird als Kapitalwert oder auch <I>Net Present Value</I> (NPV) bezeichnet. Ein Projekt mit einem positiven NPV ist aus ökonomischer Sicht der KNA immer durchzuführen, solange die Durchführung keine Auswirkungen auf andere Projekte hat. Bei miteinander konkurrierenden Projekten mit ähnlichen Projektlebenszeiten sollte das Projekt mit dem höchsten NPV gewählt werden, solange mit den entstehenden Kosten nicht auch mehrere Alternativprojekte realisiert werden können. Unterschiedliche Projektlebenszeiten können die Rangreihung, die dem NPV zugrunde liegt, verzerren. In diesem Fall sollte ein Roll-over (bei einem Roll-over wird angenommen, dass das kürzere Projekt mehrmals hintereinander durchgeführt werden kann) zur Angleichung der Projektlebenszeiten unterstellt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die äquivalente jährliche Annuität des Projekts zu berechnen, die das Verhältnis von Kapitalwert zu Annuitätenfaktor widergibt. Da der NPV durch die Projektgröße beeinflusst wird, ist es sinnvoll, zusätzlich weitere Kriterien zur Rangreihung von Projekten zu Rate zu ziehen. | + | Die Abwägung der Kosten und Nutzen eines Projektes erfordert die Kenntnis aller relevanten Eigenschaften, die diesem Projekt zugrunde liegen. Diese Eigenschaften können sowohl finanziellen, politischen, sozialen als auch technischen Ursprungs sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um direkte oder indirekte Effekte handelt. Auch die Tangibilität, also die Unterscheidung in monetäre und nicht monetäre Effekte, sollte keinen Einfluss auf die Beurteilung haben. Ausgehend von der Gesamtheit an Eigenschaften müssen diese entweder den Kosten oder Nutzen des Projekts zugeordnet werden. Zudem müssen intangible Effekte monetarisiert werden, um die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Eigenschaften zu gewährleisten. Eine Monetarisierung nicht-marktgängiger Güter kann mittels Befragung, Bewertung über substitutive Marktgüter, Kostenersparnisse, komplementäre Eigenleistungen, Wertänderungen von Besitzrechten oder über Marktpreise schadenskompensierender Güter geschätzt werden. Neben der monetären Vergleichbarkeit spielt auch die zeitliche Komponente eine entscheidende Rolle. Während die Kosten eines Projektes oftmals in der nahen Zukunft anfallen, verteilt sich der entstehende Nutzen über einen längeren Zeitraum. Aus diesem Grund wird die Vergleichbarkeit von Effekten zu unterschiedlichen Zeitpunkten mittels Diskontierung sichergestellt. Die verwendete Diskontrate sollte die Opportunitätskosten des Kapitals widerspiegeln. Die Rendite des besten Alternativprojekts kann in diesem Fall als Schätzwert dienen. Der Gegenwartswert der Differenz aus monetarisierten Nutzen und Kosten wird als Kapitalwert oder auch <I>Net Present Value</I> (NPV) bezeichnet. Ein Projekt mit einem positiven NPV ist aus ökonomischer Sicht der KNA immer durchzuführen, solange die Durchführung keine Auswirkungen auf andere Projekte hat. Bei miteinander konkurrierenden Projekten mit ähnlichen Projektlebenszeiten sollte das Projekt mit dem höchsten NPV gewählt werden, solange mit den entstehenden Kosten nicht auch mehrere Alternativprojekte realisiert werden können. Unterschiedliche Projektlebenszeiten können die Rangreihung, die dem NPV zugrunde liegt, verzerren. In diesem Fall sollte ein Roll-over (bei einem Roll-over wird angenommen, dass das kürzere Projekt mehrmals hintereinander durchgeführt werden kann) zur Angleichung der Projektlebenszeiten unterstellt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die äquivalente jährliche Annuität des Projekts zu berechnen, die das Verhältnis von Kapitalwert zu Annuitätenfaktor widergibt. Da der NPV durch die Projektgröße beeinflusst wird, ist es sinnvoll, zusätzlich weitere Kriterien zur Rangreihung von Projekten zu Rate zu ziehen. Allgemein kommen hier das Kosten-Nutzen-Verhältnis <I>(benefit-cost ratio)</I> und der interne Zinsfuß <I>(internal rate of return)</I> in Frage. Allerdings können die Konzepte von NPV, internem Zinsfuß und Kosten-Nutzen-Verhältnis zu einer unterschiedlichen Rangreihung von alternativen Projekten führen. Da [[Externe Effekte|externe Effekte]] nicht eingepreist sind sowie private und soziale Kosten auseinanderfallen, können externe Effekte ohne Korrektur zu einer Fehlallokation zu Kosten/Gunsten der unbeteiligten Dritten führen. Aufbauend auf die vorangegangene ökonomische Analyse sollte die Beurteilung einer Sensitivitäts- und Risikoanalyse unterzogen werden, um abschließend eine Empfehlung für den Entscheidungsträger zur Verfügung zu stellen, die den Unsicherheiten eines Projekts Rechnung trägt. Die Sensitivitätsanalyse ermittelt die Eigenschaften, die einen prozentual hohen Einfluss auf den NPV haben. Führen kleine Änderungen in den zugrundeliegenden Eigenschaften zu sehr sensitiven Reaktionen des NPV, können Unsicherheiten in der Beurteilung einen starken Einfluss auf die Rangreihung der Projekte haben. Die Sensitivität von Kennzahlen auf Veränderungen in den Parametern sagt allerdings nichts über die Eintrittswahrscheinlichkeit einer solchen Änderung aus. Aus diesem Grund sollte neben der Sensitivitätsanalyse auch eine Risikoanalyse durchgeführt werden. Diese schätzt über approximative Wahrscheinlichkeitsverteilungen die Verteilung der entsprechenden Leistungsindikatoren. Abschließend sollte die ökonomische Analyse zusammen mit der Analyse von Sensitivität und Risiko ein Gesamtbild ergeben, aus dem im Rahmen der KNA eine Handlungsempfehlung abgeleitet werden kann. |
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<h2 class ="headline-w-margin">3. Diskussion</h2> | <h2 class ="headline-w-margin">3. Diskussion</h2> |
Aktuelle Version vom 16. Dezember 2022, 06:09 Uhr
1. Begriff und Gegenstand
Das Konzept der KNA geht auf die zweite Hälfte des 19. Jh. zurück und wurde von den Ökonomen Jules Dupuit und Alfred Marschall geprägt. Äquivalent zur KNA werden die Begriffe Nutzen-Kosten-Analyse, Cost-Benefit-Analyse und Benefit-Cost-Analyse verwendet. Allgemein bezeichnet der Begriff die Identifizierung des ökonomischen Netto-Nutzens jeglicher Veränderung einer Ressourcenallokation und ist somit ein Instrument zur vergleichenden Bewertung der Wirkungen des ökonomischen Nutzens sowie der Kosten von Projekten.
2. Methodik
Die Abwägung der Kosten und Nutzen eines Projektes erfordert die Kenntnis aller relevanten Eigenschaften, die diesem Projekt zugrunde liegen. Diese Eigenschaften können sowohl finanziellen, politischen, sozialen als auch technischen Ursprungs sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um direkte oder indirekte Effekte handelt. Auch die Tangibilität, also die Unterscheidung in monetäre und nicht monetäre Effekte, sollte keinen Einfluss auf die Beurteilung haben. Ausgehend von der Gesamtheit an Eigenschaften müssen diese entweder den Kosten oder Nutzen des Projekts zugeordnet werden. Zudem müssen intangible Effekte monetarisiert werden, um die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Eigenschaften zu gewährleisten. Eine Monetarisierung nicht-marktgängiger Güter kann mittels Befragung, Bewertung über substitutive Marktgüter, Kostenersparnisse, komplementäre Eigenleistungen, Wertänderungen von Besitzrechten oder über Marktpreise schadenskompensierender Güter geschätzt werden. Neben der monetären Vergleichbarkeit spielt auch die zeitliche Komponente eine entscheidende Rolle. Während die Kosten eines Projektes oftmals in der nahen Zukunft anfallen, verteilt sich der entstehende Nutzen über einen längeren Zeitraum. Aus diesem Grund wird die Vergleichbarkeit von Effekten zu unterschiedlichen Zeitpunkten mittels Diskontierung sichergestellt. Die verwendete Diskontrate sollte die Opportunitätskosten des Kapitals widerspiegeln. Die Rendite des besten Alternativprojekts kann in diesem Fall als Schätzwert dienen. Der Gegenwartswert der Differenz aus monetarisierten Nutzen und Kosten wird als Kapitalwert oder auch Net Present Value (NPV) bezeichnet. Ein Projekt mit einem positiven NPV ist aus ökonomischer Sicht der KNA immer durchzuführen, solange die Durchführung keine Auswirkungen auf andere Projekte hat. Bei miteinander konkurrierenden Projekten mit ähnlichen Projektlebenszeiten sollte das Projekt mit dem höchsten NPV gewählt werden, solange mit den entstehenden Kosten nicht auch mehrere Alternativprojekte realisiert werden können. Unterschiedliche Projektlebenszeiten können die Rangreihung, die dem NPV zugrunde liegt, verzerren. In diesem Fall sollte ein Roll-over (bei einem Roll-over wird angenommen, dass das kürzere Projekt mehrmals hintereinander durchgeführt werden kann) zur Angleichung der Projektlebenszeiten unterstellt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die äquivalente jährliche Annuität des Projekts zu berechnen, die das Verhältnis von Kapitalwert zu Annuitätenfaktor widergibt. Da der NPV durch die Projektgröße beeinflusst wird, ist es sinnvoll, zusätzlich weitere Kriterien zur Rangreihung von Projekten zu Rate zu ziehen. Allgemein kommen hier das Kosten-Nutzen-Verhältnis (benefit-cost ratio) und der interne Zinsfuß (internal rate of return) in Frage. Allerdings können die Konzepte von NPV, internem Zinsfuß und Kosten-Nutzen-Verhältnis zu einer unterschiedlichen Rangreihung von alternativen Projekten führen. Da externe Effekte nicht eingepreist sind sowie private und soziale Kosten auseinanderfallen, können externe Effekte ohne Korrektur zu einer Fehlallokation zu Kosten/Gunsten der unbeteiligten Dritten führen. Aufbauend auf die vorangegangene ökonomische Analyse sollte die Beurteilung einer Sensitivitäts- und Risikoanalyse unterzogen werden, um abschließend eine Empfehlung für den Entscheidungsträger zur Verfügung zu stellen, die den Unsicherheiten eines Projekts Rechnung trägt. Die Sensitivitätsanalyse ermittelt die Eigenschaften, die einen prozentual hohen Einfluss auf den NPV haben. Führen kleine Änderungen in den zugrundeliegenden Eigenschaften zu sehr sensitiven Reaktionen des NPV, können Unsicherheiten in der Beurteilung einen starken Einfluss auf die Rangreihung der Projekte haben. Die Sensitivität von Kennzahlen auf Veränderungen in den Parametern sagt allerdings nichts über die Eintrittswahrscheinlichkeit einer solchen Änderung aus. Aus diesem Grund sollte neben der Sensitivitätsanalyse auch eine Risikoanalyse durchgeführt werden. Diese schätzt über approximative Wahrscheinlichkeitsverteilungen die Verteilung der entsprechenden Leistungsindikatoren. Abschließend sollte die ökonomische Analyse zusammen mit der Analyse von Sensitivität und Risiko ein Gesamtbild ergeben, aus dem im Rahmen der KNA eine Handlungsempfehlung abgeleitet werden kann.
3. Diskussion
Zu Beginn der Erstellung einer KNA muss festgelegt werden, welche Kosten und Nutzen in der Analyse berücksichtigt werden sollen und wie diese zu bewerten sind. Gerade bei der Bewertung des Nutzens aus öffentlichen Projekten sind die Präferenzen und die Zahlungsbereitschaft der Marktteilnehmer unbekannt. Methoden, mit denen sich Präferenzen für öffentliche Güter aufdecken lassen, sind z. B. Experimente, Abstimmungen oder Befragungen. Allerdings können diese zu verzerrten Bewertungen führen. Auswirkung auf Umweltzustände, die Gesundheit oder das Leben sind daher schwer zu erfassen. Neben der Problematik der Bewertung von Kosten und Nutzen ist auch die Bestimmung der jeweiligen Barwerte mit Schwierigkeiten verbunden. Durch die Wahl der Diskontrate kann das Ergebnis der Projektbewertung beeinflusst werden. Meist wird die Wirkung eines Projekts mit derzeit geltenden, realen Preisen und inflationsbereinigter Diskontrate bewertet. Entwickeln sich die Preise auf verschiedenen Märkten jedoch unterschiedlich, gestaltet sich die korrekte Bewertung aufgrund der Unsicherheit problematisch. Zudem muss entschieden werden, ob eine private oder soziale Diskontrate zu Grunde gelegt werden sollte. Die private Diskontrate stützt sich im Regelfall auf Marktzinsen oder einen Kalkulationszinssatz. Dieser kann empirisch geschätzt oder aus Alternativprojekten abgeleitet werden. In der Umwelt- oder Gesundheitsökonomik liegt der Zeitpunkt der Realisation von Nutzen und Kosten weit in der Zukunft. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein eine soziale Diskontrate zu unterstellen, um generationenübergreifenden Effekten Rechnung zu tragen. Andererseits stellt der Einfluss des politischen Prozesses gleichermaßen die größte Schwachstelle der sozialen Diskontrate dar. So führen Fehleinschätzungen zu einer verzerrten Entscheidung. Es ist also immer abzuwägen, auf welchem Weg die unterstellte Diskontrate ermittelt werden soll. Auch die Einführung von Verteilungsgewichten kann die Projektentscheidung entscheidend beeinflussen. Durch die Gewichtung werden Gerechtigkeitsaspekte berücksichtigt. Auch die durch die Realisierung des Projekts entstandenen Opportunitätskosten und Risiken in die KNA mit einzubeziehen stellt eine Herausforderung dar. In der Praxis werden KNAs v. a. im öffentlichen Bereich politisch beeinflusst. So kann es dazu kommen, dass politisch nicht erwünschte Projekte nicht durchgeführt werden, obwohl sie möglicherweise ökonomisch effizient wären. Ist die Auswahl und Zusammenstellung der Entscheidungsträger einseitig geprägt, kann die Projektentscheidung gezielt gelenkt werden.
Literatur
C. Blankart: Öffentliche Finanzen in der Demokratie. Eine Einführung in die Finanzwissenschaft, 2017 • E. Feess/A. Seliger: Umweltökonomie und Umweltpolitik, 2013 • O. Schöffski: Gesundheitsökonomische Evaluationen, 2012 • H. Hanusch: Nutzen-Kosten-Analyse, 2011 • H. Mühlenkamp: Kosten-Nutzen-Analyse, 2007 • Europäische Kommision: Methodologische Leitlinien der Kommision zur Durchführung der Kosten-Nutzen-Analyse für Großprojekte und zu Einnahmen schaffenden Projekten, 2006 • R. Boadway/D. Wildasin: Public Sector Economics, 1984.
Empfohlene Zitierweise
W. Eggert, G. Goerdt, S. Heitzmann, I. Strecker: Kosten-Nutzen-Analyse (KNA), Version 08.06.2022, 09:10 Uhr, in: Staatslexikon8 online, URL: https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Kosten-Nutzen-Analyse_(KNA) (abgerufen: 31.10.2024)