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Unter D. versteht man in der VWL die Verteilung von {{ #staatslexikon_articlemissing: Einkommen | Einkommen }} bzw. Vermögen auf die Mitglieder der Gesellschaft. Die <I>funktionale</I> Einkommensverteilung betrachtet die Aufteilung der gesamtwirtschaftlichen Einkommen auf Produktionsfaktoren bzw. auf funktionale Einkommensarten ({{ #staatslexikon_articlemissing: Lohn | Lohn }}, Profit, {{ #staatslexikon_articlemissing: Zins | Zins }} und Rente). Die <I>personelle</I> Einkommensverteilung bezieht sich auf die D. der im Wirtschaftsprozess entstandenen Brutto- oder Nettoeinkommen auf Personen bzw. Haushalte. Beide Aspekte sind eng miteinander verbunden, werden aber üblicherweise getrennt analysiert. Bei der {{ #staatslexikon_articlemissing: <I>Vermögensverteilung</I> | Vermögensverteilung }} geht es um die D. der Brutto- bzw. Nettovermögen auf Personen bzw. Haushalte. Die Beurteilung einer gegebenen Ungleichheit der D. ist abhängig von Normen ({{ #staatslexikon_articlemissing: Norm | Norm }}) und Werturteilen ({{ #staatslexikon_articlemissing: Werturteil | Werturteil }}), sie fällt aufgrund unterschiedlicher Gerechtigkeitsvorstellungen ({{ #staatslexikon_articlemissing: Gerechtigkeit | Gerechtigkeit }}) oft sehr verschieden aus. Auch über die Ursachen und Folgen ökonomischer Ungleichheit wird in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert. Umstritten ist z.&nbsp;B. die Frage, ob geringere Ungleichheit zu weniger oder mehr {{ #staatslexikon_articlemissing: Wirtschaftswachstum | Wirtschaftswachstum }} führt. Korrekturen an der Einkommens- und Vermögensverteilung werden mittels diverser Instrumente der Verteilungspolitik vorgenommen. Ansatzpunkte für Korrekturen von Ungleichheit sind die Primärverteilung (Markteinkommen), die Sekundärverteilung (verfügbare Einkommen) und die Bereitstellung kollektiver {{ #staatslexikon_articlemissing: Güter | Güter }}. Umverteilung kann in Konflikt mit anderen wirtschaftlichen Zielen geraten, z.&nbsp;B. der Effizienz des Wirtschaftsprozesses aufgrund verminderter Leistungsanreize.
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Unter D. versteht man in der VWL die Verteilung von [[Einkommen]] bzw. Vermögen auf die Mitglieder der Gesellschaft. Die <I>funktionale</I> Einkommensverteilung betrachtet die Aufteilung der gesamtwirtschaftlichen Einkommen auf Produktionsfaktoren bzw. auf funktionale Einkommensarten ({{ #staatslexikon_articlemissing: Lohn | Lohn }}, Profit, {{ #staatslexikon_articlemissing: Zins | Zins }} und Rente). Die <I>personelle</I> Einkommensverteilung bezieht sich auf die D. der im Wirtschaftsprozess entstandenen Brutto- oder Nettoeinkommen auf Personen bzw. Haushalte. Beide Aspekte sind eng miteinander verbunden, werden aber üblicherweise getrennt analysiert. Bei der {{ #staatslexikon_articlemissing: <I>Vermögensverteilung</I> | Vermögensverteilung }} geht es um die D. der Brutto- bzw. Nettovermögen auf Personen bzw. Haushalte. Die Beurteilung einer gegebenen Ungleichheit der D. ist abhängig von Normen ({{ #staatslexikon_articlemissing: Norm | Norm }}) und Werturteilen ({{ #staatslexikon_articlemissing: Werturteil | Werturteil }}), sie fällt aufgrund unterschiedlicher Gerechtigkeitsvorstellungen ([[Gerechtigkeit]]) oft sehr verschieden aus. Auch über die Ursachen und Folgen ökonomischer Ungleichheit wird in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert. Umstritten ist z.&nbsp;B. die Frage, ob geringere Ungleichheit zu weniger oder mehr {{ #staatslexikon_articlemissing: Wirtschaftswachstum | Wirtschaftswachstum }} führt. Korrekturen an der Einkommens- und Vermögensverteilung werden mittels diverser Instrumente der Verteilungspolitik vorgenommen. Ansatzpunkte für Korrekturen von Ungleichheit sind die Primärverteilung (Markteinkommen), die Sekundärverteilung (verfügbare Einkommen) und die Bereitstellung kollektiver [[Güter]]. Umverteilung kann in Konflikt mit anderen wirtschaftlichen Zielen geraten, z.&nbsp;B. der Effizienz des Wirtschaftsprozesses aufgrund verminderter Leistungsanreize.
 
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Wichtige Maße für die empirische Messung der funktionalen Einkommensverteilung sind die Lohn- bzw. Arbeitseinkommensquote und die Profitquote. Die funktionalen Einkommensarten werden dazu ins Verhältnis zu einer gesamtwirtschaftlichen Einkommensgröße (z.&nbsp;B. Volkseinkommen) gesetzt. Die Konstanz der Einkommensquoten in der langen Frist (Bowley’s Law) gilt als stilisiertes Faktum vieler Wachstums- und Verteilungstheorien. Realiter weisen die Einkommensquoten allerdings sowohl kurz- als auch langfristig größere Schwankungen auf. Bei der Messung der personellen Einkommensverteilung kommen verschiedene Maße zum Einsatz. Weit verbreitet ist der Gini-Index, der die D. auf einer Skala von 0 (vollkommene Gleichverteilung) bis 100 (vollkommene Ungleichverteilung) misst. Ein Nachteil ist dabei allerdings, dass der Gini-Index verhältnismäßig insensitiv auf Veränderung am unteren und oberen Rand der D. reagiert. Da die in vielen Ländern seit etwa 20–30 Jahren wachsende Ungleichheit v.&nbsp;a. durch starke Zuwächse bei den Spitzeneinkommen entstanden ist, setzt sich zunehmend eine Quantilsdarstellung durch. Hierbei wird bspw. der Anteil des Einkommens ausgewiesen, der auf die einkommensreichsten 10&nbsp;% der Bevölkerung fällt. Statistische Angaben zur Höhe und Struktur von {{ #staatslexikon_articlemissing: Einkommen | Einkommen }} und Vermögen werden durch Befragungen in Panel-Untersuchungen erhoben, wie sie für Deutschland z.&nbsp;B. das SOEP des DIW durchführt. Sehr hohe Einkommen werden dabei jedoch i.&nbsp;d.&nbsp;R. nur unzureichend erfasst. Eine alternative Datenbasis stellen entsprechende Steuerstatistiken dar. Darauf basierende neuere Studien weisen lange Reihen über Einkommens- und Vermögensanteile aus, die teilweise mehr als 100 Jahre zurückreichen.
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Wichtige Maße für die empirische Messung der funktionalen Einkommensverteilung sind die Lohn- bzw. Arbeitseinkommensquote und die Profitquote. Die funktionalen Einkommensarten werden dazu ins Verhältnis zu einer gesamtwirtschaftlichen Einkommensgröße (z.&nbsp;B. Volkseinkommen) gesetzt. Die Konstanz der Einkommensquoten in der langen Frist (Bowley’s Law) gilt als stilisiertes Faktum vieler Wachstums- und Verteilungstheorien. Realiter weisen die Einkommensquoten allerdings sowohl kurz- als auch langfristig größere Schwankungen auf. Bei der Messung der personellen Einkommensverteilung kommen verschiedene Maße zum Einsatz. Weit verbreitet ist der Gini-Index, der die D. auf einer Skala von 0 (vollkommene Gleichverteilung) bis 100 (vollkommene Ungleichverteilung) misst. Ein Nachteil ist dabei allerdings, dass der Gini-Index verhältnismäßig insensitiv auf Veränderung am unteren und oberen Rand der D. reagiert. Da die in vielen Ländern seit etwa 20–30 Jahren wachsende Ungleichheit v.&nbsp;a. durch starke Zuwächse bei den Spitzeneinkommen entstanden ist, setzt sich zunehmend eine Quantilsdarstellung durch. Hierbei wird bspw. der Anteil des Einkommens ausgewiesen, der auf die einkommensreichsten 10&nbsp;% der Bevölkerung fällt. Statistische Angaben zur Höhe und Struktur von [[Einkommen]] und Vermögen werden durch Befragungen in Panel-Untersuchungen erhoben, wie sie für Deutschland z.&nbsp;B. das SOEP des DIW durchführt. Sehr hohe Einkommen werden dabei jedoch i.&nbsp;d.&nbsp;R. nur unzureichend erfasst. Eine alternative Datenbasis stellen entsprechende Steuerstatistiken dar. Darauf basierende neuere Studien weisen lange Reihen über Einkommens- und Vermögensanteile aus, die teilweise mehr als 100 Jahre zurückreichen.
 
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Existierende Theorien der funktionalen Einkommensverteilung stehen in enger Verbindung mit einem wirtschaftstheoretischen Paradigma ({{ #staatslexikon_articlemissing: Klassische Nationalökonomie | Klassische Nationalökonomie }}, Marginalismus, [Post-]{{ #staatslexikon_articlemissing: Keynesianismus | Keynesianismus }} u.&nbsp;a.). Die Klassiker der politischen Ökonomie (z.&nbsp;B. Adam Smith, David Ricardo, etc.) interessierten sich für die {{ #staatslexikon_articlemissing: Einkommen | Einkommen }} der sozialen Klassen, ihre Verteilungstheorie basiert auf einem surplustheoretischen Ansatz. Im marginalistischen Paradigma (Neoklassik) wird die D. mikroökonomisch im Rahmen der Preistheorie behandelt: die Einkommen der Produktionsfaktoren entsprechen bei vollkommener Konkurrenz ihren jeweiligen Faktorpreisen (Grenzproduktivitätstheorie). Das Grundprinzip wird auf die makroökonomische Verteilungsanalyse übertragen. Die D. wird in der neoklassischen Theorie v.&nbsp;a. durch technische Parameter der {{ #staatslexikon_articlemissing: Produktion | Produktion }} bestimmt. Die postkeynesianische Verteilungstheorie wurde urspr. von Nicholas Kaldor und seiner Kreislauftheorie der Verteilung geprägt. Hierbei wird die D. wesentlich durch einkommensspezifische Sparquoten und die exogene Investitionsquote bestimmt. In den Monopolgradtheorien der Verteilung und in machttheoretischen Ansätzen spielen Verteilungskonflikte eine größere Rolle. Ebenfalls sehr unterschiedliche Ansätze existieren für die Erklärung der D. der personellen Einkommen. Diese speisen sich im Wesentlichen aus Arbeits-, Kapital- und Transfereinkommen. Zu den Determinanten der Arbeitseinkommen zählen u.&nbsp;a. natürliche Begabung, Humankapitalausstattung, [[Diskriminierung]] und soziale Herkunft. Kritisiert wird, dass die meisten dieser Theorien keine Interdependenzen mit anderen ökonomischen Prozessen berücksichtigen. Die D. der Kapitaleinkommen hängt v.&nbsp;a. von der Vermögensverteilung und dem Sparverhalten ab. Ansätze zu einer Theorie der Vermögensverteilung sind jedoch weit weniger entwickelt. Die Bedeutung von (ererbtem) Vermögen wird voraussichtlich weiter wachsen, weshalb die Analyse der Vermögensverteilung auch für die Einkommensverteilung zunehmend wichtiger werden wird.
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Existierende Theorien der funktionalen Einkommensverteilung stehen in enger Verbindung mit einem wirtschaftstheoretischen Paradigma ({{ #staatslexikon_articlemissing: Klassische Nationalökonomie | Klassische Nationalökonomie }}, Marginalismus, [Post-]{{ #staatslexikon_articlemissing: Keynesianismus | Keynesianismus }} u.&nbsp;a.). Die Klassiker der politischen Ökonomie (z.&nbsp;B. Adam Smith, David Ricardo, etc.) interessierten sich für die [[Einkommen]] der sozialen Klassen, ihre Verteilungstheorie basiert auf einem surplustheoretischen Ansatz. Im marginalistischen Paradigma (Neoklassik) wird die D. mikroökonomisch im Rahmen der Preistheorie behandelt: die Einkommen der Produktionsfaktoren entsprechen bei vollkommener Konkurrenz ihren jeweiligen Faktorpreisen (Grenzproduktivitätstheorie). Das Grundprinzip wird auf die makroökonomische Verteilungsanalyse übertragen. Die D. wird in der neoklassischen Theorie v.&nbsp;a. durch technische Parameter der {{ #staatslexikon_articlemissing: Produktion | Produktion }} bestimmt. Die postkeynesianische Verteilungstheorie wurde urspr. von Nicholas Kaldor und seiner Kreislauftheorie der Verteilung geprägt. Hierbei wird die D. wesentlich durch einkommensspezifische Sparquoten und die exogene Investitionsquote bestimmt. In den Monopolgradtheorien der Verteilung und in machttheoretischen Ansätzen spielen Verteilungskonflikte eine größere Rolle. Ebenfalls sehr unterschiedliche Ansätze existieren für die Erklärung der D. der personellen Einkommen. Diese speisen sich im Wesentlichen aus Arbeits-, Kapital- und Transfereinkommen. Zu den Determinanten der Arbeitseinkommen zählen u.&nbsp;a. natürliche Begabung, Humankapitalausstattung, [[Diskriminierung]] und soziale Herkunft. Kritisiert wird, dass die meisten dieser Theorien keine Interdependenzen mit anderen ökonomischen Prozessen berücksichtigen. Die D. der Kapitaleinkommen hängt v.&nbsp;a. von der Vermögensverteilung und dem Sparverhalten ab. Ansätze zu einer Theorie der Vermögensverteilung sind jedoch weit weniger entwickelt. Die Bedeutung von (ererbtem) Vermögen wird voraussichtlich weiter wachsen, weshalb die Analyse der Vermögensverteilung auch für die Einkommensverteilung zunehmend wichtiger werden wird.
 
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H. Krämer: Distribution, Version 09.05.2018, 17:32 Uhr, in: Staatslexikon<sup>8</sup> online, URL: {{fullurl:Distribution}} (abgerufen: {{CURRENTDAY2}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}})
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H. Krämer: Distribution, Version 22.10.2019, 17:30 Uhr, in: Staatslexikon<sup>8</sup> online, URL: {{fullurl:Distribution}} (abgerufen: {{CURRENTDAY2}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}})
 
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Version vom 20. November 2019, 17:40 Uhr

Unter D. versteht man in der VWL die Verteilung von Einkommen bzw. Vermögen auf die Mitglieder der Gesellschaft. Die funktionale Einkommensverteilung betrachtet die Aufteilung der gesamtwirtschaftlichen Einkommen auf Produktionsfaktoren bzw. auf funktionale Einkommensarten (Lohn, Profit, Zins und Rente). Die personelle Einkommensverteilung bezieht sich auf die D. der im Wirtschaftsprozess entstandenen Brutto- oder Nettoeinkommen auf Personen bzw. Haushalte. Beide Aspekte sind eng miteinander verbunden, werden aber üblicherweise getrennt analysiert. Bei der Vermögensverteilung geht es um die D. der Brutto- bzw. Nettovermögen auf Personen bzw. Haushalte. Die Beurteilung einer gegebenen Ungleichheit der D. ist abhängig von Normen (Norm) und Werturteilen (Werturteil), sie fällt aufgrund unterschiedlicher Gerechtigkeitsvorstellungen (Gerechtigkeit) oft sehr verschieden aus. Auch über die Ursachen und Folgen ökonomischer Ungleichheit wird in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert. Umstritten ist z. B. die Frage, ob geringere Ungleichheit zu weniger oder mehr Wirtschaftswachstum führt. Korrekturen an der Einkommens- und Vermögensverteilung werden mittels diverser Instrumente der Verteilungspolitik vorgenommen. Ansatzpunkte für Korrekturen von Ungleichheit sind die Primärverteilung (Markteinkommen), die Sekundärverteilung (verfügbare Einkommen) und die Bereitstellung kollektiver Güter. Umverteilung kann in Konflikt mit anderen wirtschaftlichen Zielen geraten, z. B. der Effizienz des Wirtschaftsprozesses aufgrund verminderter Leistungsanreize.

1. Empirie der Einkommens- und Vermögensverteilung

Wichtige Maße für die empirische Messung der funktionalen Einkommensverteilung sind die Lohn- bzw. Arbeitseinkommensquote und die Profitquote. Die funktionalen Einkommensarten werden dazu ins Verhältnis zu einer gesamtwirtschaftlichen Einkommensgröße (z. B. Volkseinkommen) gesetzt. Die Konstanz der Einkommensquoten in der langen Frist (Bowley’s Law) gilt als stilisiertes Faktum vieler Wachstums- und Verteilungstheorien. Realiter weisen die Einkommensquoten allerdings sowohl kurz- als auch langfristig größere Schwankungen auf. Bei der Messung der personellen Einkommensverteilung kommen verschiedene Maße zum Einsatz. Weit verbreitet ist der Gini-Index, der die D. auf einer Skala von 0 (vollkommene Gleichverteilung) bis 100 (vollkommene Ungleichverteilung) misst. Ein Nachteil ist dabei allerdings, dass der Gini-Index verhältnismäßig insensitiv auf Veränderung am unteren und oberen Rand der D. reagiert. Da die in vielen Ländern seit etwa 20–30 Jahren wachsende Ungleichheit v. a. durch starke Zuwächse bei den Spitzeneinkommen entstanden ist, setzt sich zunehmend eine Quantilsdarstellung durch. Hierbei wird bspw. der Anteil des Einkommens ausgewiesen, der auf die einkommensreichsten 10 % der Bevölkerung fällt. Statistische Angaben zur Höhe und Struktur von Einkommen und Vermögen werden durch Befragungen in Panel-Untersuchungen erhoben, wie sie für Deutschland z. B. das SOEP des DIW durchführt. Sehr hohe Einkommen werden dabei jedoch i. d. R. nur unzureichend erfasst. Eine alternative Datenbasis stellen entsprechende Steuerstatistiken dar. Darauf basierende neuere Studien weisen lange Reihen über Einkommens- und Vermögensanteile aus, die teilweise mehr als 100 Jahre zurückreichen.

2. Theorie der Einkommens- und Vermögensverteilung

Existierende Theorien der funktionalen Einkommensverteilung stehen in enger Verbindung mit einem wirtschaftstheoretischen Paradigma (Klassische Nationalökonomie, Marginalismus, [Post-]Keynesianismus u. a.). Die Klassiker der politischen Ökonomie (z. B. Adam Smith, David Ricardo, etc.) interessierten sich für die Einkommen der sozialen Klassen, ihre Verteilungstheorie basiert auf einem surplustheoretischen Ansatz. Im marginalistischen Paradigma (Neoklassik) wird die D. mikroökonomisch im Rahmen der Preistheorie behandelt: die Einkommen der Produktionsfaktoren entsprechen bei vollkommener Konkurrenz ihren jeweiligen Faktorpreisen (Grenzproduktivitätstheorie). Das Grundprinzip wird auf die makroökonomische Verteilungsanalyse übertragen. Die D. wird in der neoklassischen Theorie v. a. durch technische Parameter der Produktion bestimmt. Die postkeynesianische Verteilungstheorie wurde urspr. von Nicholas Kaldor und seiner Kreislauftheorie der Verteilung geprägt. Hierbei wird die D. wesentlich durch einkommensspezifische Sparquoten und die exogene Investitionsquote bestimmt. In den Monopolgradtheorien der Verteilung und in machttheoretischen Ansätzen spielen Verteilungskonflikte eine größere Rolle. Ebenfalls sehr unterschiedliche Ansätze existieren für die Erklärung der D. der personellen Einkommen. Diese speisen sich im Wesentlichen aus Arbeits-, Kapital- und Transfereinkommen. Zu den Determinanten der Arbeitseinkommen zählen u. a. natürliche Begabung, Humankapitalausstattung, Diskriminierung und soziale Herkunft. Kritisiert wird, dass die meisten dieser Theorien keine Interdependenzen mit anderen ökonomischen Prozessen berücksichtigen. Die D. der Kapitaleinkommen hängt v. a. von der Vermögensverteilung und dem Sparverhalten ab. Ansätze zu einer Theorie der Vermögensverteilung sind jedoch weit weniger entwickelt. Die Bedeutung von (ererbtem) Vermögen wird voraussichtlich weiter wachsen, weshalb die Analyse der Vermögensverteilung auch für die Einkommensverteilung zunehmend wichtiger werden wird.